Gedenkveranstaltung - Ausgrenzung-war gestern?

Ausgrenzung bereitete den Weg millionenfachen Mordes vor

Im Sitzungssaal des Dieburger Landratsamts: Schülerinnen und  Schüler der Dieburger Goetheschule erinnern an die Pogromnacht vor 81 Jahren und mahnen vor Ausgrenzung heutzutage.

In der Nacht vom 09. auf den 10. November 1938 setzten organisierte Schlägertrupps Synagogen und jüdische Geschäfte in Brand. Menschen jüdischen Glaubens wurden misshandelt und ihre Wohnungen verwüstet. Das war der vorläufige Höhepunkt des  staatlich verordneten Terrors gegen Minderheiten. Ausgrenzung und Diffamierung von Bevölkerungsgruppen waren die Wegbereiter des millionenfachen Mordes. 

Gedenkstein vor dem Landratsamt: Dieburger Opfer des Nationalsozialismus

Wie schon vor rund 80 Jahren werden auch heute wieder Hautfarbe, Herkunft, sexuelle Orientierung, religiöse oder politische Haltungen zum Anlass genommen, Menschen auszugrenzen und ihnen Grundrechte abzusprechen.

Am 08. November 2019 erinnerten daher Schülerinnen und Schüler des WPU-Kurses UNESCO, Jahrgangsstufe 9, gemeinsam mit ihren Lehrern Diana Barbosa, Sina Lannert und Karl Rupp sowie der Kreis Volkshochschule, an die Reichspogromnacht 1938. Musikalisch wurde die Gedenkveranstaltung umrahmt durch den Chor der Goetheschule Dieburg unter Leitung von Gabriele Schoberth. Mit „Wind of Change“, „Imagine“ und „Sage Nein!“ berührte der Chor die Herzen der Zuhörer. 

Die Schülerinnen und Schüler des WPU-Kurses UNESCO stellten daraufhin ihre Erfahrungen mit alltäglicher Ausgrenzung in verschiedenen Facetten dar: Auseinandersetzung mit Vorurteilen  gegenüber Sinti und Roma, Einsamkeit im Alter, Mobbing in der Schule und im Beruf, Homophobie, der geplanten Mauer zwischen den USA und Mexiko und alltäglichen Rassismus. Daraus ist zudem eine Zeitung entstanden, die Sie über den folgenden Link aufrufen können: Goethesnews.

Die Goetheschüler wiesen allerdings auch darauf hin, dass an ihrer Schule durchaus Grenzen entgrenzt werden. Denn sie betreiben dort Goethes Weltladen und verkaufen fair gehandelte Produkte aus aller Welt. Vor dem Nikolaustag unterstützen sie alljährlich mit den Einnahmen ihrer Schuhputzaktion bedürftige Schüler ihrer Partnerschule „Colegio Valle Sagrado“ in Urubamba/ Peru. Sie besuchen regelmäßig auch ihre Partnerschulen in Frankreich, Spanien und Tschechien und sammeln leere Plastikflaschen an der Schule, deren Erlös dem Projekt „Camino de la esperanza – Weg der Hoffnung“ in Villavicencio/ Kolumbien zugute kommt.

Ergreifend während der Veranstaltung für alle war die Lesung von Petra Rosenberg, Vorsitzende des Landesverbandes der Sinti und Roma Berlin/ Brandenburg. Sie trug die Erinnerungen ihres Vaters Otto Rosenberg während der NS-Zeit vor und berichtete auch über eigene Ausgrenzungserfahrungen. Otto Rosenberg, ein deutscher Sinto erzählt in seiner Biographie „Das Brennglas“ über seine Kindheit in der Zeit vor der nationalsozialistischen Machtergreifung, die Umsiedlung ins „Zigeunerlager“ Berlin-Marzahn, die Deportation nach Auschwitz, nach Buchenwald, Dora und Bergen-Belsen. 

Eine Kunstinstallation vor dem Dieburger Landratsamt stellte eine Mauer dar, auf der in Graffiti-Form Hasssprüche zu lesen waren. Im Anschluss an die Veranstaltung wurde die Mauer von Schülern und Zuhörern abgetragen, als Zeichen dafür, dass Hass, Diskriminierung und Ausgrenzung keinen Platz in unserer Gesellschaft haben sollten.