Die Klassen M10a und G10c im ehemaligen KZ im Elsass

Teile diesen Beitrag

,,N´oublie jamais! – Niemals vergessen!“

Dieburger Goetheschüler besuchten die KZ-Gedenkstätte Natzweiler-Struthof im Elsass

Im Rahmen des Geschichtsunterrichts unternahmen die Schülerinnen und Schüler der Klassen M10a und G10c gemeinsam mit ihren betreuenden Lehrkräften Diana Barbosa, Erna Kukuljac, Sarah Schoberth, Jochen Ploner und Karl Rupp einen Lehrausflug zum ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof, das im von der Wehrmacht annektierten Elsass als einziges KZ in Frankreich errichtet wurde.

Zuvor besichtigte die Lerngruppe das ,,Mémorial de l´Alsace – Moselle“ in Schirmeck, das die tragische Geschichte der Region im Grenzgebiet zwischen Frankreich und Deutschland dokumentiert. Das Museum thematisiert den Alltag der Elsässer und Mosellaner, die in ihrem Leben als Spielball der Politik bis zu viermal die Seiten zwischen Frankreich und Deutschland wechseln mussten. Der Zwangsrekrutierung großer Teile der männlichen Bevölkerung für die Wehrmacht ist dort ein besonderer Abschnitt gewidmet. Kollaboration, Widerstand und die Lager Schirmeck und Natzweiler sind ebenfalls Gegenstand der Ausstellung sowie die deutsch-französische Versöhnung und der Prozess der europäischen Einigung. Als Ort des Gedenkens und der Kultur empfing die Schüler und Lehrer auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof das ,,Centre européen du résistant déporté“. Es verkörpert die Geschichte der Deportation und der Widerstandsbewegungen in Europa und die Erinnerung an sie.

Die Geschichte des KZ Natzweiler begann im September 1940. Bei der Suche nach Granitvorkommen für die geplanten gigantischen Bauprojekte des ,,Dritten Reiches“ wurde der Geologe und SS-Standartenführer Heinz Blumberg auf dem ,,Mont Louise“ unweit des als Hotel und Gasthof beliebten Ausflugziels ,,Le Struthof“ beim Dorf Natzweiler fündig. Da die Ausbeutung des Steinbruchs durch Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen erfolgen sollte, entstand der Plan, in der Nähe ein neues Konzentrationslager zu errichten. Am 1. Mai 1941 wurde es offiziell eröffnet. Im KZ Natzweiler-Struthof und seinen Außenlagern waren insgesamt rund 52.000 Menschen inhaftiert. Durch die menschenunwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen, an Krankheiten, durch Misshandlungen, bei Hinrichtungen und bei pseudowissenschaftlichen medizinischen Versuchen starben rund 20.000 Gefangene, davon 3.000 im Hauptlager. Die Durchführung pseudowissenschaftlicher Experimente erfolgte bewusst an Häftlingen, die nach der NS-Rassenideologie als ,,rassisch minderwertig“ angesehen wurden: Sinti und Roma-von ihnen wurden über 500 in das KZ Natzweiler und seine Außenlager deportiert-, Juden sowie Angehörige slawischer Völker.

Das Hauptlager umfasste die Baracken für die Häftlinge, Gefängnis, Krematorium, Sezierraum, Küche und Revier sowie die Lagerstraße, die Appellplätze und die Klärgrube, in die auch die Asche und die verkohlten Knochenreste der im Krematorium verbrannten Leichen hineingeworfen wurden. Das Lager war ursprünglich für etwa 3.000 Häftlinge vorgesehen. Eine Baracke für 150 bis 200 Insassen hatten jeweils eine Länge von 44 Metern und eine Breite von 12 Metern. Später pferchte die SS pro Baracke 650 bis 700 Häftlinge hinein. Außerhalb des Lagers befanden sich die Baracken für die SS-Mannschaften, Kommandantur, Schreibstuben, Villa mit Schwimmbad der Kommandantur. 500 Meter unterhalb des Standortes Struthof wurde 1943 eine Gaskammer eingerichtet.

Mit Ausweitung des Krieges und damit einhergehend der Strukturveränderung im KZ-Lagersystem zu rüstungs- und kriegsorientierten Arbeiten wurde der Abbau des Granits aufgegeben. Es wurden mehrere Arbeits- und Lagerhallen für die Demontagen von Flugzeugmotoren und die Herstellung von Lufttorpedos gebaut. Besonders pervers empfand die Lerngruppe die 1942 erfolgte Einrichtung eines Orchesters auf Befehl des Kommandanten Josef Kramer, das den Marsch der Häftlinge und die Bestrafungen begleiten sollte, um die Häftlinge zu demütigen.

Von den anrückenden Truppen der Alliierten im Elsass wurden die Häftlinge aus Natzweiler-Struthof bereits im September 1944 ins Innere des Reiches evakuiert. Die meisten der Häftlinge wurden nach Dachau deportiert, danach in die Außenlager von Natzweiler in Baden. Im März 1945 fanden die tagelangen Todesmärsche statt, bei denen zehntausende Häftlinge durch Misshandlungen, Hunger, Krankheit und Erschöpfung zugrunde gingen.

An der Klärgrube und in der Gaskammer legten die Goetheschüler Blumengebinde nieder, zündeten Kerzen an und gedachten der Opfer der NS- Herrschaft sowie der Menschen, die in jüngster Zeit von Nazis ermordet wurden. Auf dem Rückweg machte die Lerngruppe einen Halt in der Stadt Saverne und ließ den Exkursionstag ausklingen.